Liebe Freunde,
Christel Bischoff, langjähriges Mitglied der Gruppe Nebelhorn, ist am 1. November 2018 verstorben. Christel war seit der Gründung der Gruppe Nebelhorn im Sommer 1995 das Herz der Gemeinschaft, mit großzügigem Engagement sorgte sie für das Zusammenhalten aller Gruppenmitglieder.
Mit ihren Bildern nahm sie Stellung zu den politischen und gesellschaftlichen Ereignissen unserer Gesellschaft.
Themen, die ihr Dasein als Mensch mit Behinderung reflektierten sowie die Bedrohungen der Schwächeren hatten für sie große Bedeutung.
Ihr künstlerisches Werk umfasst Hunderte von großformatigen Arbeiten in unterschiedlichen Techniken.
Christel wird für uns immer ein Vorbild bleiben.
`Ich, die Christel´
`Die Wiedergeburt des Teufels´
`Die Frau sieht den Tod vor sich´
`Die Frau im Teufelskreis´
`Die Kristallnacht´, aus dem Zyklus Euthanasie im Dritten Reich
`Die Todesspritze´, aus dem Zyklus Euthanasie im Dritten Reich
`Die drei Brüder, die den Holocaust nicht überlebt haben´, aus dem Zyklus Euthanasie im Dritten Reich
`Der Jude und der Ausländer´, aus dem Zyklus Euthanasie im Dritten Reich
`Der Krieg´
`Perseus´, aus dem Zyklus Mythologie
`Der Blaumann´
Christel Bischoff / Anne Frädrich, `Köpfe´
Christel
Wenn man Nebelhorn betritt, steht man zunächst in der Kaffeestube mit den unverwechselbaren Geruch von Kaffee und Farbe und ein bisschen Müffel, dessen Zusammensetzung man nicht beschreiben, nur erschnüffeln kann.
Dann führt ein Gang ins eigentliche Atelier und hier war auf der rechten Seite Christels Platz. Sie konnte das Kommen und Gehen aller beobachten, mit jedem ein Schwätzchen halten und vor allem Malen.
Sie begann ihre Arbeiten immer geplant und mit Kohle ihre Vorstellungen auf das Papier zu bringen. Dann besprach sie diese Arbeit mit ihrem Verbündeten, Raul, sie besprachen, korrigierten überarbeiteten und dann wurde Farbe eingesetzt. Christel arbeitete sehr konzentriert, konnte auch immer erklären, was sie malen wollte.
Als ich sie zum ersten Mal traf, ganz verschüchtert von der Intensität der Räume mit diesen überwältigenden Bildern und Plastiken, bot sie mir an, mir ihre Arbeiten zu zeigen, die wohlsortiert in einem der Bilderständer hingen. Sie beobachtete sehr genau mein Gesicht. Ich stellte Fragen, Vermutungen über die Themen, mit denen sie sich beschäftigte und sie hat mir geduldig alles erklärt: Welche Bücher sie gelesen hatte, welche Geschehen in der Welt sie gerade erschütterten und beschäftigten, zu denen sie dann mit ihren Bildern Stellung bezog.
Und ich? Ich fühlte mich wie ein dummes kleines Mädchen, dass in wenigen Minuten einen großen Respekt vor einer kleinen Frau mit Stupsnase, krausen Haaren und Latzhose entwickelte. „Ich möchte auch so malen können wie du“ habe ich gesagt. Sie hat genickt und gesagt: Das bring ich dir schon bei.“ In diesem Punkt muss ich allerdings sagen konnte sie ihr Ziel nicht erreichen, aber das lag nicht an ihr.
Mir fehlt einfach dieser unbedingte Glauben an das, was ich gestalte, ihre Sicherheit, mit der sie ihre Pläne umsetzte. Für mich ist sie eine selbstbewusste, großartige Künstlerin und ich hoffe, dass jemand mit Kompetenz und Sachkenntnis ihr Werk und Vermächtnis darstellen wird.
Anne Frädrich, 09.11.2018 Hamminkeln